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Buchtipp von Wolfgang Tischer: „Decamerone“ von Giovanni Boccaccio (um 1350)

In Zeiten wie diesen entfalten Bücher ihre ganz eigene Karft und Wirkung. Wir haben uns vorgenommen, Sie regelmäßig mit Buchempfehlungen zu versorgen. Jetzt, wo wir alle mehr Zeit zu Hause verbringen müssen, ist Lesen sicher eine schöne Ablenkung.

Am Ende finden Sie jeweils einen Link zum Verzeichnis lieferbarer Bücher. Das machen wir bewusst, denn wir wissen von den vielen, vielen Buchhandlungen, die nun durch die bereits erfolgten oder noch kommenden Zwangsschließungen vor existenzielle Probleme gestellt werden. Fast alle Buchhandlungen haben inzwischen Webshops mit angebundenen E-Book-Shops und außerdem einen Lieferservice. Wenn Sie also Lust bekommen, eines der empfohlenen Bücher zu bestellen oder herunterzuladen, überlegen Sie, ob Sie es vielleicht in Ihrer Buchhandlung um die Ecke bestellen möchten.

Quelle: Wikipedia/Jula2812

Den Anfang im Empfehlungsreigen macht unser zweiter Vorsitzender Wolfgang Tischer mit einem Klassiker aus dem 14. Jahrhundert, dem Decamerone von Giovanni Bocaccio:

Dies ist das wohl bekannteste Werk, das eine Quarantäne beschreibt und wie kreativ sie genutzt werden kann. Die berühmte Sammlung von 100 Novellen entstand um das Jahr 1350. In Florenz wütet 1348 die Pest und rafft die Menschen dahin. Sieben Frauen und drei Männer ziehen sich in ein Landhaus in den Hügeln von Florenz zurück. Ob sie ausreichend Nudeln, Desinfektionszeug und Klopapier bei sich hatten, ist nicht überliefert. Sie verbringen insgesamt zehn Tage in der Villa, und um die Zeit zu überbrücken, muss jede und jeder an jedem Tag eine Geschichte erzählen. So entstehen 10×10 Novellen, die so ziemlich alle Themen der damals bekannten Welt behandeln. Und wie immer, wenn das Ende nahe scheint und der Verfall der Sitten droht, sind einige Geschichten durchaus derb und erotisch angelegt. Giovanni Boccaccio (1313–1375) greift viele traditionelle Erzählungen und Motive auf, arbeitet sie für seine Novellensammlung jedoch individuell um und aus.

In der Einleitung beschreibt Boccaccio sehr eindrücklich und eindringlich das Wüten der Pest in den Gassen von Florenz:

Die Seuche gewann um so größere Kraft, da sie durch den Verkehr von den Kranken auf die Gesunden überging, wie das Feuer trockene oder brennbare Stoffe ergreift, wenn sie ihm nahe gebracht werden. Ja, so weit erstreckte sich dies Übel, dass nicht allein der Umgang die Gesunden ansteckte und den Keim des gemeinsamen Todes in sie legte; schon die Berührung der Kleider oder anderer Dinge, die ein Kranker gebraucht oder angefasst hatte, schien die Krankheit dem Berührenden mitzuteilen.

Doch bei Giovanni Boccaccio haben die zehn Menschen Glück: Nach zehn Tagen Quarantäne kehren sie unversehrt nach Florenz zurück.

Giovanni Boccaccio: »Das Dekameron« ist gemeinfrei und kann bei zeno.org gelesen werden  Die notwendigen Angaben für eine Bestellung im unabhängigen Buchhandel finden Sie hier

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